Die Schätze von Podgorze
Krzemionki Podgorskie – Das Gebiet liegt im Herzen Krakaus, im Stadtteil Podgorze. Es ist ein Mosaik aus Grünflächen, historischen Sehenswürdigkeiten, Landschaften, früher und neuerer Geschichte, ein Ort, der beachtenswert ist und eines besonderen Schutzes bedarf. Man kann dort viele wertvolle Tier – und Pflanzenarten antreffen, die schönsten Ausblicke auf die Stadt bewundern, über malerische Plätze schlendern und die einzigartige Geschichte und Tradition von Podgorze kennenlernen.
Krzemionki liegt in der geometrischen Mitte Krakaus, im Stadtteil Podgorze. Das Gebiet umfaßt den St. Benedikt-Hügel (Wzgorze Sw. Benedykta), den Krzemionki-Hügel (Wzgorze Krzemionki), das Umfeld vom Krakus-Hügel (Kopiec Krakusa; kopiec – zu Ehren einer Person oder zu Kult- und Ritualzwecken aufgeschütteter Hügel) und den Glatzenberg (Lysa Gora). In diesen Grünkomplex kann man den Plaszow-See (Staw Plaszowski) und das Gebiet des ehemaligen Arbeitslagers Plaszow mit einbeziehen.
Der Name Krzemionki leitet sich aus dem polnischen Wort krzemien (Feuerstein) ab. Der Name bedeutet demnach etwa Feuersteinfeld. Die ältesten Siedlungsspuren von vor 10 000 Jahren sind Überbleibsel einer Siedlung und Feuerstein-Werkstätte. Heute wird hier kein Feuerstein mehr abgebaut, aber man kann ihn auf den Wegen und in den geschlossenen Steinbrüchen finden.
Das Interesse an Krzemionki stieg erheblich in der zweiten Hälfte des 19 Jhds. Durch eine Initiative der Ratsherren wurden damals Neuplanungen durchgeführt, bei denen die Hügel von Podgorze mit Bäumen bepflanzt wurden. Die Gegend war unter eine ungeschriebene Schutzform gestellt. Beim Bau von Schulen achtete man darauf, daß sie „von Gärten umgeben” waren und in einer „gesunden und schönen Lage” entstanden, und am Lasota-Platz (Plac Lasoty) entstanden die prunkvollen Villen der „Garten- Siedlung”.
In der Nähe des Sitzes von TV Krakau treffen wir eine Landschaft von Kalksteinfelsen mit unterschiedlichen Formationen an wie Terassen, Abhänge und Aufschüttungen. Die Landschaft ist durchzogen von offenen Grasflächen. Den zentralen Teil nehmen die Gebäude und der Fernsehturm ein, die 1968 gebaut wurden. Der ursprüngliche Charakter dieses Teils von Krzemionki wurde allerdings schon in den Jahren 1849-53 verändert, als dort die Verteidigungsanlagen der Stadt errichtet wurden. Hier dominiert ein junger Bewuchs mit Laubbäumen, an Arten findet man u.a. Bergahorn, Spitzahorn, Esche, Schwarzen Holunder, Sommerlinde und Schwarzkiefer. Die Felsterassen sind mit licht- und wärmeliebendem Thymian, Salbei und den zarten, rosa blühenden Kartäusernelken bewachsen. Diese Pflanzengesellschaften schmücken die Landschaft des südlichen und westlichen Teils von Krakau außerordentlich und sind in vollem Umfang schützenswert.
Von hier aus empfiehlt es sich, den Wojciech-Bednarski-Park zu besuchen. Er wurde als Naturlandschaftspark mit einem artenreichen Baumbestand (über 100 Baumarten) angelegt. Der Initiator war der Direktor einer Schule in Podgorze, der Begründer der Gesellschaft zur Verschönerung von Podgorze – Wojciech Bednarski. Der Park ist teilweise von den steilen Klippen der Kalksteinfelsen umgeben, wodurch er auf natürliche Weise Abhänge, Täler und Bodenerhebungen gewinnt. Der Park wurde 1896 an Stelle eines Steinbruchs eröffnet. Er ist das Beispiel einer spektakulären Rekultivierung von Gebieten nach ihrer industriellen Nutzung, das den heutigen ökologischen Trends um Jahrzehnte voraus ist. Der Park ist wunderschön gelegen und sehr gut erhalten; er lockt mit seinem wunderbaren Baumbestand, den weißen Felsen und zieht die Bewohner ganz Krakaus an – oft wird er als der schönste Park der Stadt betrachtet.
Der an den Park grenzende St. Benedikt-Hügel ist gleichzeitig eine Terasse mit Aussicht auf den Krakus-Hügel, eine ausgedehnte Wiese und ein Platz für Spaziergänge und Erholung. Abends kann man hier Igel oder Marder finden und auch Fledermäuse sehen. Im nördlichen Teil von Krzemionki gibt es 60 Brutvogelarten, unter ihnen findet man den Kauz (im Bednarski-Park), den Großen Buntspecht, die Schafstelze, den Stieglitz, das Rotkehlchen, die Nachtigall, den Hausrotschwanz, die Dorngrasmücke, den Pirol und die Schwanzmeise.
Im südlichen Teil von Krzemionki ragt der Krakus-Hügel empor, eine Aufschüttung von 16 m Höhe, deren Entstehung auf das 7. Jhd. datiert wird. Es ist der älteste bekannte Bau in Krakau. Diese Anhöhe birgt immer noch viele Geheimnisse. Eines davon ist mit der Welt der Natur verbunden: es ist die 300 Jahre alte Eiche, die in heidnischer Zeit auf der Spitze des Hügels wuchs. Ihre Wurzeln wurden während archäologischer Ausgrabungen in den 30er-Jahren gefunden, identifiziert wurde der Baum durch den berühmten Botaniker Prof. Wladyslaw Szafer.
Von oben, von den steilen, abschüssigen Abhängen der Kalksteinfelsen, kann man die Natur beobachten, die sich im Steinbruch Liban angesiedelt hat. Der Name des Steinbruchs kommt vom Namen des Besitzers, des Unternehmers Ernest Liban, der in der zweiten Hälfte des 19 Jhds. hier Steinbrüche für Kalkstein eröffnet hat. Der momentan geschlossene und seit fast 20 Jahren nicht zugängliche Steinbruch bietet vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. An seinem Grund haben sich Seen gebildet, die mit Kalmus, Seggen und Weidengewächsen bewachsen sind. Die Seen bieten vielen Reptilien- und Amphibienarten einen Lebensraum, auf ihnen schwimmen anmutig Zwergtaucher, Bläßhühner, Braunellen, Stock – und Reiherenten. Den größten Eindruck kann hier wohl eine Begegnung mit dem Turmfalken machen. Dieser wunderschöne Falke hängt in der Luft und läßt sich bewundern, während er energisch mit den Flügeln schlägt. Turmfalken, die am meisten verbreiteten Raubvögel in Polen, nehmen die alten Nester von Krähen ein oder legen ihre Eier in Felsspalten, Türme und Ruinen. Am Grunde des Steinbruchs kann man noch die Reste einer Filmkulisse sehen. Hier, wo in den Jahren 1942-44 ein Arbeitslager war, drehte Steven Spielberg „Schindlers Liste”.
Knapp 100 m weiter befindet sich „Bonarka” – ein Reservat für unbelebte Natur mit einer Fläche von 2,29 ha, gegründet 1961. Der Bonarka-Hügel repräsentiert eine für die Umgebung von Krakau charakteristische Gesteinsanordnung. Hier hat man Versteinerungen von Meeresorganismen gefunden – von Ammoniten, Schwämmen, Seeigeln und Kopffüßlern – und viele interessante geologische Erscheinungen entdeckt. Man kann hier am Grunde eines Meeres aus der Jurazeit spazieren und einige Minerale aus der damaligen Zeit sehen.
Von hier aus ist es nicht weit bis zum Plaszow-See. Er war ehemals eine der größten Tongewinnungsstätten und unterliegt heute der natürlichen Sukzession. Man trifft hier den Höckerschwan, den Drosselrohrsänger, die Rohrdommel und den Haubentaucher an und viele andere Vogelarten.
Was man in Krzemionki besichtigen kann:
St. Benedikt-Kirche – sie ist im 10/11 Jhd. entstanden, in den Fundamenten wurden Spuren von Gebäuden aus vorromanischer Zeit gefunden; an die Kirche grenzte ein Palatium (der Sitz des Fürsten), man hat hier auch eine mittelalterliche Siedlung nachgewiesen; mit diesem Ort ist die Legende der Prinzessin vom Lasota-Berg verbunden.
Der alte Friedhof von Podgorze – er wurde gegen Ende des 18. Jhds. angelegt, zwischen den mächtigen Bäumen findet man historische Grabsteine und Denkmäler verdienter Personen, der Gründer von Podgorze, kulturell und wissenschaftlich bedeutender Persönlichkeiten, der Pioniere des hieseigen Handels und der Wirtschaft.
Die Festung St. Benedikt – erbaut in den Jahren 1853-56, eines der ersten Gebäude der neuen Festungsanlagen von Krakau; es weist eine einzigartige Form auf, die als „Maximilian-Turm” bezeichnet wird und ist einer der letzten Türme dieser Form, die in Europa erhalten sind.
Lasota-Hügel – hier findet man den Lasota-Platz mit den malerischen Villen der Garten-Siedlung – „Mira”, „Julia” und andere, die um die Wende des 19/20 Jhds. entstanden sind.Am Marktplatz von Podgorze (Rynek Podgorski) steht die neugothische Kirche St. Josef, auf einem Felsen hinter der Kirche steht ein alter, verlassener Glockenturm.
Die Adler-Apotheke (apteka „Pod Orłem”), Platz der Ghettohelden (Plac Bohaterow Getta) – ein kleines Museum, das die Geschichte des Ghettos in Erinnerung ruft; die Gassen und kleinen Straßen sind gekennzeichnet von der Geschichte tausender Krakauer Juden – Jozefinska, Krakusa, Wegierska… An der Lwowska ist ein Stück der Ghettomauer erhalten.
Denkmal für die Opfer des Lagers Plaszow – in diesem Lager sind fast 20.000 Menschen umgekommen, sie lebten hier unter unvorstellbaren Bedingungen. Um das Denkmal befinden sich Spuren der Baracken und eines jüdischen Friedhofs.
Galerie Starmach – ul. Wegierska 5. Hier wurde ein jüdisches Gebetshaus, das 1879-1881 erbaut wurde, restauriert und zu Ausstellungszwecken modern eingerichtet. Es ist die größte private Galerie in Polen, die die Klassiker der polnischen Nachkriegskunst austellt.
Galerie „Rekawka” – in der ul. Limanowskiego 13, Ausstellung und Verkauf von Gemälden, Grafiken, Kunsttextilien, Keramik und Schnitzereien.
Rekawka – jedes Jahr, am Dienstag nach Ostern, findet dieses Fest in Krzemionki statt. Es ist die Fortsetzung eines heidnischen Rituals, das bis heute in Form einer Kirmes und interessanter kultureller Darbietungen erhalten wurde.
Wie Sie Krzemionki erreichen können:
– vom Zentrum aus mit der Straßenbahn 3, 8, 10 bis zur Haltestelle „Korona” (nördlicher Teil von Krzemionki)
– mit der Straßenbahn 9, 13, 24, 50 bis zur Haltestelle „Plac Bohaterów Getta”